Praxis: Gruppenzucht Schmucksalmler

Praxisbeispiel: Gruppenansatz Schmucksalmler White Fin (Hyphessobrycon rosaceus)

Salmlerzucht für Fortgeschrittene: Gruppenansatz Schmucksalmler WhiteFin

Das Folgende ist analog zur Zucht des Roten Neons II mit leichten Abweichungen.

Ich verwende zusätzlich:

  • Pantoffeltierchenkultur
  • Mikrowürmchenkultur

Täglich morgens kontrolliere ich, ob Eier vorliegen, indem ich mit einer starken Taschenlampe seitlich über den Boden leuchte und von vorne die Eier suche. Zuerst sieht man immer nur die ca 1mm großen weißen Eier, die verdorben sind. Für die rötlich-klaren 0.5mm kleinen Eier braucht man einen geübten Blick. Sind weiße Eier da, gibt es aber in aller Regel auch klare! Wenn also Eier da sind, klappe ich den FlexLaichRost nach hinten und sauge den kompletten Boden mit dem Eiersauger in ein 2L-Becken. Dann wird der FlexLaichRost wieder in Normalstellung gebracht. Soweit alles wie gehabt. Jetzt fülle ich ein zweites 2L-Becken mit abgestandenem Osmosewasser und etwa gleicher Temperatur wie im Laichbecken. 2 Grad Differenz sind aber OK. Die abgesaugten Eier werden nun per Pipette überführt. Nur die glasklaren Eier! In das Osmosewasser. Jawohl, ohne Torfzugaben! Das unbenutzte Osmosewasser enthält kein Nitrit und kaum Bakterien. Daher sind Torf oder andere bakterienhemmende Substanzen nicht erforderlich. Es werden kaum Eier verpilzen. Die Schlupfrate liegt bei fast 100%.
Ich beschrifte das Becken mit einem Permanentfolienschreiber mit Datum und ev. Anzahl der Eier.
Eine Woche lang wird dieses Becken nicht belüftet! Das ist wichtig, damit alle Larven ihre Schwimmblase problemlos füllen können.
Licht kann gedämpft sein. Meine 2L-Becken stehen im Beleuchtungskasten und werden tagsüber von vorn indirekt mitbeleuchtet. Nachts per LED erhellt. Den Larven macht das nichts.

Ab dem 3. Tag abends füttere ich gereinigte Pantoffeltierchen. Die Pantoffeltierchen halten sich tagelang, wenn sie nicht gefressen werden und verschmutzen das Wasser nicht. Morgens und abends kontrolliere ich, ob noch Pantoffeltierchen vorhanden sind und füttere nach.

Ab dem 6. Tag mache ich Wasserwechsel täglich: 30% reines abgestandenes Osmosewasser. Eventuelle Bodenflusen/tote Larven mittels Pipette absaugen. Wechselwasser absaugen geht prima, wenn man ein 300μm Sieb aus dem Artemia-Sieb-Satz eintaucht und daraus mit einem 6mm Luftschlauch absaugt. Einfüllen direkt langsam (innerhalb 5 Sekunden) mit 0,5L-Becher.

Ab dem 10. Tag Wasserwechsel 70-80% täglich. Wir setzen nun auch einen sehr schwachen Lüfter ein und füttern ab sofort nur noch Mikrowürmchen. Auch Artemianauplien sind gut, machen aber viel Dreck, da sie nach wenigen Stunden am Boden gammeln und abgesaugt werden müssen. Die Mikrowürmchen halten sich schon zwei Tage, wenn sie nicht vorher gefressen werden. Die kleinen Fressen sehr viel. Nicht so wenig wie die roten Neons. Es empfiehlt sich daher auch nicht, beide Jungfisch-Arten zusammen aufzuziehen.

Ab dem 30. Tag beginnen wir, zusätzlich Trockenfutter zu reichen. JBL NovoTom Artemia wird gut angenommen und schmutzt nicht so. Das ist die Zeit, wenn sich die Form und die weißen Spitzen bilden! Die Mikrowürmchen werden langsam abgesetzt.

Ab 40-50. Tag sollte die Futterumstellung abgeschlossen sein und wir füttern nur noch Trockenfutter. Dann können wir die Kleinen umsetzen.

Anmerkungen:

Das Wichtigste ist dabei, dass die Jungfische fressen und frisches Wasser haben! Sie müssen immer gut gefüllte Bäuche haben. Haben Sie das nicht, verhungern sie! Dann haben wir zuwenig gefüttert oder das Wasser ist vergammelt, oder beides. Eine 2L-Box kann locker bis 100 Jungfische aufnehmen und auch 5-6 Wochen durchbringen! Ich teile größere Gelege auf mehrere Boxen auf. Mehr als 100 Eier halte ich für zuviel in 2L, aber das habe ich nicht ausprobiert!
Kontrollieren Sie, ob die Kleinen fressen! Eine Stirnlupe leistet hier sehr gute Dienste. Die Ausgabe lohnt sich schon deshalb, weil man schon sehr früh erkennen kann, ob es den Jungfischen gut geht und ob sie das Futter annehmen.

Meine Mikrowürmchen setze ich mit normalen Haferflocken, Wasser und Hefe an. Eine Haribo Weisse Mäuse Dose hat sich bewährt, wobei der Deckel aufliegt und nur wenig Luft reinkommen kann. Ganz schließen geht auch, wenn man einmal täglich öffnet. Schließen ist wichtig, weil die Mikrowürmchen sonst nicht an den Seiten hochkriechen und man sie dann nicht sauber ernten kann. Keine Sorge, sie können in trockenem Milieu nicht überleben und bleiben daher in der Box. Mikrowürmchen sind ein geniales Aufzuchtfutter, weil sie im Wasser mehrere Tage überleben und nicht gleich wie Artemia gammelig werden. Viele Jungfische fressen sie gern.

Anti-Pilz-Mittel: Ich bin kein Freund von unnützer Chemie im Wasser. Nochmal ausdrücklich: Es ist bei dieser Methode völlig unnütz, irgendetwas ins Wasser zu geben, um das Verpilzen der Eier zu verhindern. Wir pipetieren nur klare Eier in quasi steriles Wasser. Bis hier Pilze aufkommen können, sind die Larven schon geschlüpft, oder die Eier waren bereits angefallen. Dann ist es sowieso egal. Das ein- oder andere weiße Ei müssen wir bei unserer täglichen Kontrolle natürlich mit der Pipette entfernen.

Bildergalerie

Schmucksalmlereier
Frische White Fin Eier
Schmucksalmler 6 Wochen
6 Wochen alter White Fin
Schmucksalmler White Fin 8 Wochen
8 Wochen alte White Fin
Pantoffeltierchen
Pantoffeltierchen im Flaschenhals zum Konzentrieren