Algen

Algen – und wie man sie wieder los wird

Früher oder später begegnet jeder Aquarianer den Algen auf unliebsame Weise. Algen sind meist nicht erwünscht, denn sie konkurrieren mit den Pflanzen um Nährstoffe und Licht. Solange sie sich dezent im Hintergrund halten, macht man ab und zu die Scheibe sauber und das wars. Aber mitunter können Sie zu einer regelrechten Plage werden, der mancher Aquaristik-Begeisterte zum Opfer zu fallen droht. Aber es gibt Hoffnung! Glücklicherweise sind Algen in der Regel empfindlicher als Pflanzen und leichter aus dem Gleichgewicht zu bringen. Generell sind Algen auf mehr Nährstoffe angewiesen als höhere Pflanzen.

Das Wichtigste ist erst einmal die Überprüfung der aktuellen Situation:

Plötzliches Auftreten

  • Habe ich etwas an meiner Routine geändert?
  • Habe ich kürzlich (innerhalb der letzten zwei Wochen) Fische zugesetzt?
  • Verwende ich anderes Wasser oder verwendet das Wasserwerk andere Quellen?
  • Habe ich die Beleuchtung verändert (Zeiten/Dauer/Sonneneinstrahlung)?

Korrigieren Sie die Veränderungen, oder passen Sie Ihre Abeitsroutine an.

Auftreten nach Neueinrichtung

Die erste Aufgabe ist erst einmal die Bestimmung der Algenart. Danach richtet sich dann das weitere Vorgehen. Typische Probleme sind aber:

  • Das Aquarium wurde nicht geimpft. Ein frisch eingerichtetes Aquarium ist erst einmal recht steril. Es gibt noch kein biologisches Gleichgewicht, weswegen der schnellste Konkurrent das Rennen macht. Das sind meistens die Algen! Daher sollte ein frisches Becken möglichst geimpft werden, um schnell ein Gleichgewicht zu erreichen. Dazu nimmt man entweder bereits bislang in Gebrauch befindliches Filtermaterial, denn dort sitzen bereits die erwünschten Bakterien zur Wasseraufbereitung, oder man nutzt bereits gut eingefahrenes Aquarienwasser mit genügend Mulm. Hat man beides nicht, hilft eine gute Hand voll Schlamm aus dem nächsten fischfreien Teich – natürlich ohne unerwünschte Insektenlarven! Keine Sorge, die Trübung verschwindet schnell wieder und man hat ein sehr gutes Starterpaket an nützlichen Microorganismen. Hat man überhaupt keine dieser Varianten zur Wahl, hilft nur noch ein Starterkit aus dem Fachhandel, das prinzipiell die notwendigen Schlammbakterien enthält.

Blaualgen

Das sind eigentlich gar keine Algen, sondern Cyano-Bakterien. Sie bilden innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen einen schmierigen blau-grünen Film über Pflanzen und Gegenständen und verströmen einen muffigen Geruch.

Auch hier ist das Gleichgewicht gestört und man kann es zunächst wie oben empfohlen machen. Hilft das nicht, bleibt als vorletzte Maßnahme ohne Gewähr noch die Wasserstoffsuperoxid-Methode. Wasserstoffsuperoxid gibt reinen Sauerstoff ans Wasser ab, weshalb sich auch überall kleine Bläschen bilden werden. Durchlüftung bitte abstellen! Hierbei gibt man auf 10L Wasser 1,5ml H₂O₂ in 3%iger Lösung an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu. Man muß darauf achten, die Lösung langsam zuzugeben, gleichmäßig zu verteilen und keinesfalls direkt auf Fische oder Pflanzen zu kippen! Am 4. Tag sollte das Problem schon in Auflösung begriffen sein. Falls nicht, kann man noch ein bis zwei weitere Tage anhängen. Da Wasserstoffperoxid die Schleimhaut der Fische reizen kann, ist diese Methode freilich nur bedingt geeignet. Einige Arten vertragen es schlechter als andere, weshalb man sehr genau beobachten muss und bei Bedarf sofort 50% Wasser wechseln sollte, wenn sich die Fische auffällig verhalten. Die anwendbare Dosis reicht von 1,5ml bis 3ml pro 10L Aquarienwasser. Man könnte also die Dosis auch noch höher setzen, aber in der Regel reicht der untere Wert. Da Wasserstoffperoxid das Aquarienwasser nur mit reinem Sauerstoff anreichert, der wieder ausperlt, bleibt nach der Behandlung also nichts zurück. Wir sollten trotzdem einen 50%igen Wasserwechsel machen, damit die abgestorbenen Cyanobakterien entfernt werden. Man kann dies auch eine Stunde vor dem jeweiligen Zufügen des H₂O₂ machen, um die Algen abzusaugen und die Wirkung zu steigern.

Rechenbeispiel:
100 Liter Aquarienwasser = 15ml 3%iges Wasserstoffperoxid
100 Liter Aquarienwasser = 3,75ml 12%iges Wasserstoffperoxid
Achtung: Wasserstoffsuperoxid perlt leicht aus und deshalb wird eine 12%ige Lösung nach und nach immer mehr Prozentpunkte Sauerstoff verlieren!

Grundsätzliche Gegenmaßnahmen

  • regelmäßiger Wasserwechsel einmal wöchentlich 5-10 Prozent
  • wöchentlich Mulmabsaugen und abgestorbene Pflanzenblätter entsorgen
  • wöchentliche Filterreinigung, aber keine Filtermasseerneuerung!
  • weiches, nährstoffarmes Wasser wirkt grundsätzlich gegen Algen (<150us/<5dGH, z.B. mit Zumischen durch Umkehrosmoseanlage erzeugtem Wasser). Die KH im Becken muss aber immer >=1 liegen! ACHTUNG: sehr weiches Wasser ist für die meisten Fische ungesund, da kaum Mineralien enthalten sind. Pflanzen wachsen auch bei unter 70us noch – Fische erleiden Mangelerscheinungen, z.B. Wirbelsäulenverkrümmung! Bei Fischbesatz also deutlich über 100us bleiben.
  • schnellwüchsige Pflanzensorten
  • ausreichende Pflanzenversorgung mit Mineralien, CO2 und Licht. Das Zusammenspiel ist sehr wichtig! Viel Licht mit wenig CO2 oder Mineralien hilft nur den Algen.
  • Lichtzufuhr reduzieren, wenn notwendig, z.B. durch Schwimmpflanzen. Salvinia minima ist sehr gut geeignet, da sie schnell wächst und dem Wasser dadurch auch viele Schad- und Nährstoffe entzieht. Außerdem kann man die Abschattung recht gut regulieren.

Veralgte Nadelsimse bei 12 DGH, monatlichem 10%igem Wasserwechsel

Nadelsimse veralgt
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Dieselben Nadelsimse acht Wochen später. Es wurde in den ersten beiden Wochen ein täglicher 10%iger Wasserwechsel mit Osmosewasser vorgenommen, sodass die Härte auf 3 DGH und ca. 110 µS sank. Danach genügt ein wöchentlicher 10%iger Wasserwechsel. Bei jedem Wasserwechsel wurde Mulm abgesaugt und abgestorbene Blätter wurden entfernt. Die Nadelsimse selbst blieben völlig unbehelligt!

Nadelsimse

Nach weiteren Wochen, wöchentlich 10%igem Wasserwechsel und inzwischen wieder 6DGH, 230µS. Das Becken ist konstant fast komplett algenfrei. Lediglich an der Frontscheibe muss alle paar Tage der Belag mittels Magnetschaber weggeputzt werden, da morgentliche Sonneneinstrahlung. Die Pflanzen selbst trotzen dem Befall sogar an der Oberfläche, wenn die Rotala z.B. schon 20cm liegend weiterwächst.

Der Schluß aus dem Ganzen: Die überschüssigen Nährstoffe müssen aus dem Wasser. Schaffen das die Pflanzen und Filterbakterien nicht alleine, weil zuviele Fische eingesetzt sind – der Normalfall – dann öfters Wasserwechsel. Manchmal sind aber schon im Leitungswasser zuviele Stoffe/Phosphate enthalten, welches man dann mittels Umkehrosmoseanlage verdünnen kann. Der CO2-Gehalt ist bei weichem Wasser höher, weswegen dort die Pflanzen oft besser wachsen und den Algen die Nährstoffe nehmen. Eine CO2-Anlage hilft daher meist gut gegen Grünalgen. Algen sind also durchaus kein unbezwingbarer Gegner, wie man sieht!

Nadelsimse